ich

„haben sie schon die ringe von den schwämmen auf
dem boden gesehen? lange linien, krumme kreise,
figuren. da steckt’s! da! wer das lesen könnte …“
georg büchner: woyzeck

 

ich bin auf der suche nach bildern. die bilder, die ich suche, sollen schön und ungewöhnlich sein. ich erinnere mich, als kleiner junge während einer autofahrt allein mit meinem vater ein erstes, wenn nicht das erste, bild dieser art gesehen zu haben.

meine eltern besaßen einen ‚opel kapitän‘, den mein vater während der nämlichen fahrt fuhr. (mein  vater saß selbstverständlich immer am lenkrad – meine mutter konnte zwar auch, sie sollte aber nicht – und sie wollte dann auch irgendwann nicht mehr…) genauso selbstverständlich saß ich während dieser  fahrt als ‚beifahrer‘ neben meinem vater – damals wären kindersitze und sicherheitsgurte wohl nicht mal gegen aufpreis zu bekommen gewesen … obschon ich beifahrer war, brauchte ich mich nicht um den straßenverkehr zu kümmern und konnte in die sonne schauen. heute vermute ich, dass ich das tatsächlich gemacht habe und so stark geblendet war, dass ich meine augen geschlossen habe und, vielleicht, mit meinen händen auf die augen gedrückt habe. deutlich erinnere ich mich an das nachbild, das ich mit geschlossenen augen sah: eine zwischen hell- und dunkelrot sich ändernde fläche, die mit ganz vielen kleinen goldgelben und dunklen punkten, welche über die fläche spritzten, versehen war – und es mag sein, dass mich dieser moment dazu gebracht hat, mich auf die suche nach schönen und ungewöhnlichen bildern zu machen.

aufgewachsen bin ich in einer kleinstadt, die durch eingemeindungen umliegender dörfer so groß wurde, dass sie im bundesrepublikanischen verwaltungsdeutsch der 1970-er jahre zum ‚mittelzentrum‘ wurde: stolberg/rheinland. als jugendlicher begann ich, mich mit fotografie zu beschäftigen – gemeinsam mit schulfreunden habe ich durch besuche von volkshochschulkursen die geheimnisse der schwarz-weiß-dunkelkammertechnik mit den sphären von ‚trockenem‘ und ’nassem‘ tisch kennen gelernt.

nach einem geisteswissenschaftlichen studium (sozialwissenschaften und germanistik in aachen und saint louis) habe ich zwischen 1989 und 1996  in esslingen und freiburg theaterarbeit gemacht – dies in fast allen künstlerischen bereichen, die es da so gibt (u.a. war ich in einer woyzeck-inszenierung in freiburg als ‚eisbär‘ zu sehen …)

2002 habe ich mich entschieden, meinem leben noch eine andere richtung zu geben und bin in eine großstadt gezogen. seitdem lebe und arbeite ich in berlin.

2014 (Foto: Frauke Langguth)